Firmengeschichte

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Die nachfolgenden Aufnahmen stammen aus dem Jahre 1938. Das Architerkturbüro Albert Kahn Inc. (Ford, General Motors, United Airlines, Upjohn u.v.a.) hatte die neue Fabrik entworfen. Sie galt damals als vorbildlich für funktionale Industriearchitektur und hat in der entsprechenden Fachliteratur Eingang gefunden. Im Hintergrund sind Kamin und Wasserspeicher des fabrikeigenen Kraftwerks zu erkennen. Durch die repräsentative Lobby gingen sowohl die Angestellten als auch die Arbeiterinnen und Arbeiter. Das war neu für die Zeit und ist ein Beleg für die moderne Denkweise der Gründerfamilie, den Geschwistern Cohen-Busiel.

Lady Esther in Clearing, Illinois (Chicago), USA im Jahre 1938

Syma Cohen (*1891 +1990) hatte am 1.7.1913 ein Kosmetik-Label auf sich und ihre Geschwister angemeldet. “Esther” war der Name ihrer Schwester, die aber bereits früh aus dem Unternehmen ausschied. Mut und Unternehmergeist ihres jüngeren Bruders Alfred (*1900 +1951) führten ab Mitte der 1920er Jahre zu einem rasanten Aufschwung der Firma, die nun beiden zu gleichen Teilen gehörte. Alfred führte sie innerhalb 20 Jahre an die Spitze des Kosmetikmarktes der Vereinigten Staaten.

7171 West 65th Street, Chicago

Haupteingang und Rezeption.

 
 

Neu war die Gestaltung der Arbeitsabläufe. Die Fabrik wurde streng nach einem Fließschema optimierter Warenbewegungen gebaut. Das Büro von Kahn hatte die besten Erfahrungen damit, schließlich war man dort ja für Henry Fords Autofabriken zuständig, wo bekanntlich die Fließbandfertigung “erfunden” wurde.

Im Zentrum der Fabrik befanden sich die beiden wichtigsten Abfülllinien, für Puder (siehe Bilder) und für Cremes (Four Purpose Cream). Die Hallen hatten viel Licht, in der Puderabfüllung wurde der Staub abgesaugt. Das war sensationell in dieser Zeit. Über eine Wendel-Transportschnecke gelangten die Versandkartons der Cremes ins Lager (siehe Bild).

Die Puder-Abfüllung. Staub-Absaugung unter und über den Arbeitsplätzen sorgen für Arbeitssicherheit.

Creme-Abfüllung. Der Warentransport geschieht über Förderbänder. Man beachte die helle Arbeitsatmosphäre durch die Oberlichter.

Die Eisenbahn war das effizienteste Transportmittel, und Chicago der wichtigste Knotenpunkt in Nordamerika. Die Fabrik entstand in unmittelbarer Nähe zu den großen Umschlagbahnhöfen und hatte einen eigenen überdachten Gleisanschluss (siehe Bild). Nach dem frühen Tode Alfred Busiels 1951 kam es zu Erbstreitigkeiten. Die Firma, die Alfred in den letzten Jahren allein besessen hatte (Syma war ausbezahlt), wurde vom Nachlassgericht versteigert. Lady Esther ist in den USA heute als Handelsmarke eines Pharmagroßhandels mit wenigen Artikeln am Markt, darunter immer noch die “Four Purpose Cream”, eine Art Allzweckreinigung und Pflege. Die weltweiten Rechte außerhalb der USA liegen seit den 1980er Jahren bei der Lady Esther GmbH in Deutschland. Die Fabrikhallen in Clearing, Chicago stehen noch. Ihre ursprüngliche Funktion erkennt man jedoch nicht mehr.

Ein eigener überdachter Gleisanschluss

Seitenansicht des Firmengebäudes